Dienstag, 22. November 2016

Ein Tag im Projekt



Hallo ihr Lieben!

Seit Donnerstag sind wir jetzt genau drei Monate hier – kaum zu glauben! Ein Viertel unserer Zeit hier ist schon um!

Ich möchte euch heute endlich mal was konkret über mein Projekt und meine Aufgaben hier erzählen! Und ich dachte, ich könnte das einfach in Form eines ganz normalen Tagesablaufs machen…..

Um viertel vor 6 klingelt unser Wecker und wir stehen bis 6 irgendwann auf, machen uns fertig und frühstücken. Ca. 2 Mal pro Woche holen wir uns Phala (flüssiger, süßer Maisbrei) oder Rice Porridge aus der Boarding-Küche, ansonsten gibt es Weißbrot, Sikono (Hefegebäck vom Markt) oder selten auch Müsli.

Kurz vor sieben geht es für uns in die Dorms, die Schlafsäle der Mädchen. Davon gibt es insgesamt 6: Zwei für die achten Klassen (Madalitso-Dorm und Thoko-Dorm), zwei für die siebten Klassen (D’Youville-Dorm und Canada-Dorm) und je einen für die sechste (Eliza-Dorm) und fünfte Klasse (Charity-Dorm). Wir checken die Dorms nach Ordnung und Sauberkeit und vergeben dafür täglich 1-2, manchmal sogar auch 3 Punkte in Form von Sternen, Schmetterlingen oder Herzen, die wir an die Wand kleben. Nach einem Monat gibt es für den besten Dorm eine kleine Überraschung. So haben wir schon einmal drei Fantakuchen für den Thoko-Dorm gebacken, unseren ersten Sieger! :D

Sterne und Herzen im Charity-Dorm - unserem neuen Sieger!

In der Schule

Nachdem wir fertig sind, gehen wir zur nur ca. 50m entfernten Schule, wo wir zunächst die Morning Assembly beobachten. Jeden Morgen sammeln sich alle Schülerinnen auf dem Schulhof, wo unter der Leitung von zwei Lehrern gebetet, gesungen, Aufwärmübungen gemacht, wichtige Dinge besprochen und zu guter Letzt die Nationalhymne auf Englisch oder Chichewa gesungen wird. Welcher Lehrer die Assembly leitet wechselt von Woche zu Woche. Letzte Woche war ich dran :)


Danach geht’s für uns ins Lehrerzimmer. Montags und Freitags gibt es eine kurze Besprechung im Lehrerkollegium, ansonsten fängt die Arbeit an: Wir planen unseren Unterricht, korrigieren Tests, tippen Namenslisten oder malen Plakate für die Lehrer. Und ganz nebenbei verbessern wir unser Chichewa, wenn wir mit den Lehrern quatschen. Das hört sich jetzt alles ziemlich viel an, aber eigentlich ist der Morgen die chilligste Tageszeit, wo wir etwas Abstand vom Boarding kriegen, schließlich haben wir nie die ganze Arbeit auf einmal.

Und jetzt zu unserem Unterricht: Antonia unterrichtet Standard 7 A&B und ich Standard 6A in Expressive Arts. Das heißt, ich habe nur eine 35minütige Schulstunde Unterricht am Tag. Expressive Arts ist ein ziemlich breit gefächertes Fach mit vielen unterschiedlichen Themen:

Gestartet habe ich mit den Thema Traditional Dances, wo mich die Kinder viel mehr unterrichtet haben, als ich sie. Ich fand es sehr interessant, Einblicke in die malawische Kultur zu bekommen, in der traditionelle Tänze einen bedeutenden Part ausmachen.
Das zweite Thema war Rhythmus, was mir und den Kindern sehr viel Spaß gemacht hat.
Danach ging es um verbale und non-verbale Kommunikation, was zwar anfänglich viel Theorie beinhaltete, am Ende aber doch recht spannend war, als wir kurze Dramas in der Klasse aufgeführt haben.
Im letzten Thema  diesen Terms ging es um Umweltschutz und um das bauen traditioneller Möbel(?). Als erstes haben wir einen Bath Shelter gebaut, also eine Duschkabine ganz aus Naturmaterialien. Bei dieser Stunde hat mir ein Lehrer ein bisschen geholfen, weil ich ja selber keine Ahnung davon habe. Beim Sun Table (ein Tisch, auf dem man frisch gespültes Geschirr trocknet) habe ich es aber ganz alleine mit meiner Klasse hingekriegt :) Beim Bauen haben besonders die Mädchen aus Guilleme und den umliegenden Dörfern geholfen, weil die ja an das Material gekommen sind. Es ist schön, auch mit diesen Mädchen mehr Kontakt zu haben, weil sie nochmal ganz anders sind, als die Boarding-Girls, von denen schon viele aus Städten wie Lilongwe und Blantyre kommen…
Wir fangen mit dem bath shelter an....
...fertig! Aufgrund zu wenig Gras nur leider nicht so blickdicht :D

unser sun table!
und hier nochmal vom Nahen



 


























Jetzt beginnen wir damit, den ganzen Unterrichtsstoff zu wiederholen, denn in zwei Wochen fangen schon die End-Term-Examinations (Prüfungen) an und der erste Term geht zu Ende…


Insgesamt bin ich schon viel sicherer im Unterrichten, als am Anfang, und meine Klasse respektiert mich immer mehr als Lehrerin und ist viel ruhiger. Achja, es wäre noch zu erwähnen, dass meine Klasse sehr sehr groß ist. Ich unterrichte ein wenig mehr als 150 Kinder, die alle gequescht auf dem Boden vor mir sitzen, wobei ich auf einer kleinen Bühne stehe und versuche, alle im Überblick zu behalten. Dabei ist es echt schwierig festzustellen, aus welcher Ecke tatsächlich der Lärm kommt. Ich lerne hier echt viel und bin sehr dankbar dafür! :)

meine liebe Klasse! :)
In Antonias Klassen sind nicht ganz so viele Kinder, jedoch hat sie auch schon ein paar Mal beide zusammen unterrichtet, sodass sie vor 170 Kindern stand…

An dieser Stelle möchte ich euch noch von einer Unterrichtsstunde in der 7. Klasse berichten, bei der Antonia und ich mit dabei sein konnten: Hier gibt es das Fach Agriculture, in dem die Kinder lernen, wie man Felder bestellt und Nutztiere hält. Und zwar aus dem Grund, dass fast jeder Malawier ein Feld für den Eigenbedarf hat. Vor ca. einem Monat durften wir mit den Schülerinnen zusammen Mais und Bohnen auf dem Schulhof pflanzen, um die sich nun bis zur Ernte gut gekümmert wird. Der Mais ist schon viel gewachsen und ist inzwischen schon mehr als 20cm hoch! 




Auf dem Boarding

Nach unserer letzten Stunde können wir gehen, also irgendwann zwischen 11 und halb 3. Dann kochen wir und entspannen uns ein bisschen. Wenn die Mädels aus der Schule kommen, beginnt die Game-Time, in der sie sich Spiele, Bücher und Nähnadeln bei uns ausleihen können. Meistens kommen wir mit nach draußen und spielen mit, quatschen und erzählen Märchen und Geschichten.

Am 1.November, auch hier ein Feiertag, haben wir zusammen Mandalas ausgemalt. Die Mädchen (und wir natürlich auch) hatten großen Spaß dabei, und wurden mit der Zeit immer kreativer. Die Mandalas sind wunderschön geworden! Wir haben sogar gesehen, wie manche Mädchen ihr Bild im Dorm übers Bett gehangen haben!

Gegen fünf kriegen die Mädchen schon Abendessen, also gehen wir dann langsam rein, essen selber und lesen, schreiben Tagebuch, gucken einen Film oder reden über unseren Tag. Wenn Vollmond ist, ist draußen immer richtig viel los – dann wird unter Trommelschlägen getanzt (egal ob traditionelle Tänze oder modernere), Klatschspiele gespielt, Geschichten erzählt und Lieder gesungen. Wunderschön!
Jeden Abend um 8 Uhr gehen wir in die Dorms und sagen Gute Nacht, dann gibt es immer zahlreiche Umarmungen und wir wünschen uns gegenseitig „gonani bwino“ und „mulote mulungu!“. Für mich ist das die schönste Zeit am Tag. Wenn wir zu unserem Haus zurückgehen, begleiten uns immer ein paar der Kinder, mit denen wir besonders viel zu tun haben und manchmal sitzen wir noch ein bisschen länger zusammen draußen vor unserer Haustür. :)
Und bald ist dann auch für uns ein wunderschöner neuer Tag im schönen Guilleme zu Ende!

Noch zwei Neuigkeiten am Schluss…

Antonia und ich haben eine Drama-Group gegründet, mit der wir die Weihnachtsgeschichte einstudieren wollen. Wir sind gerade dabei, das Theaterstück selber auf Englisch zu schreiben und kleine Theater-Spiele mit den interessierten Mädchen zu spielen, was  uns echt viel Spaß macht! Am Ende des Terms wollen wir das Theaterstück dann aufführen! :)

Am Mittwochabend klopfte es an unserer Tür… ich öffne sie und mir wird ein Sack in die Hand gedrückt… Juhuu! Ein Lehrer der 2. Klasse hat Katzen für uns besorgt (endlich, wir haben schon länger drauf gewartet)!! Und zwar eine Mama-Katze (Filou) und ihr Baby (Usiku), die jetzt unsere Ratten jagen! Die haben nämlich immer unsere ganzen Vorräte angeknabbert :(
 
Das wärs schon wieder von mir!
Im nächsten Eintrag werde ich dann wahrscheinlich vom Ende des ersten Terms und unserer Drama-Group berichten…

Bis bald!
Pia <3


Montag, 31. Oktober 2016

Über Netball, den ersten Regen und Stromausfall



Hallo ihr Lieben in der Ferne,
hier melde ich mich gleich nochmal. Zum einen, weil ich meinen Blog den letzten Monat etwas vernachlässigt habe, und zum anderen, weil meine einwöchige Internetflat noch aktiv ist und ich sie so richtig ausnutzen will :D

Am letzten Samstag war ein wichtiges Netballspiel, für das das Team der Guilleme Girls Boarding Primary School schon lange trainiert hat. Netball ist der typische Frauensport hier in Malawi. Ich hab die Regeln noch nicht so ganz verstanden (ich war nur zum Zugucken und Anfeuern dabei), es hat aber auf jeden Fall Ähnlichkeiten mit Basketball.
Samstag mittag quetschten sich also um die 60 Mädchen mit ein paar Lehrern, einer Schwester und Antonia und mir in einen Bus, sodass sich keiner mehr bewegen konnte. Es war echt keine Seltenheit, dass sich 5 Mädchen zwei Sitzplätze teilen mussten. Aber wenig Platz bedeutet hier keinesfalls wenig Stimmung! Die ganze Zeit wurden Fangesänge angestimmt und getanzt! Ich glaube, es war echt die coolste Busfahrt meines Lebens! :)

angekommen auf dem Boarding in Ludzi



Wo gings eigentlich hin? Nach Ludzi! Wir spielten gegen die Mädchen der Ludzi Girls Boarding Primary School, also waren Verena und Friederike natürlich mit dabei, nur waren sie leider für die falsche Mannschaft…
Weil der Bus nochmal zurückgefahren ist, um noch mehr Mädels abzuholen, hieß es warten auf dem Boarding von Ludzi: Verena und Friederike holten Kinderschminke und so malten wir unsere Kids in den entsprechenden Farben an: grün für Guilleme und blau für Ludzi, wie die Schuluniformen, die an diesem Tag natürlich mit besonderem Stolz getragen wurde.
Vor dem Spiel gab es ein kurzes Mittagessen für die Lehrer von Guilleme und Ludzi und wir vier waren als Lehrerinnen natürlich auch mit dabei. Danach gings zum Ground (Spielfeld) der Secondary School von Ludzi und das Spiel begann… Die ersten zwei Körbe gehen an Guilleme, doch dann holt Ludzi auf…. Bis Guilleme wieder vorne war! Bei jedem Korb rennen die Fans der jeweiligen Mannschaft jubelnd und tanzend aufs Spielfeld, um es der anderen Mannschaft so richtig zu zeigen! Und manchmal wird ein spontaner Jubel-Lauf um den Ground gestartet… so viel Stimmung! Und wer hat natürlich gewonnen…? Guilleme Girls! Obwohl es ja ein Heimspiel für Ludzi war und sie viel mehr Fans hatten…. Aber was solls, Guilleme war einfach besser!
die Spieler (blaues Shirt mit grünem Rock für Guilleme) in einer Wolke aus Staub und Sand

Korb für Guilleme!

Während des Spiels wurde es plötzlich immer stürmischer und kälter, obwohl wir gerade am Ende des heißesten Monats sind. Und plötzlich… fängt es an zu tröpfeln, zu regnen und schließlich zu schütten! Der erste Regen! Alle sind zurück zur Schule gerannt, wo wir dann klatschnass und glücklich über eine Stunde auf den Bus warten mussten. Die Mädels (und wir auch ein bisschen) haben sich in einer Reihe aufgestellt und dann wurde unter Trommelschlägen sich warmgetanzt! Im Dunkeln gings dann unter erneuten Jubelgesängen zurück nach Hause – ein Glück, dass wir den ersten Bus nehmen konnten!

beim Warten in der Ludzi Girls School
Auch in Guilleme hat es geregnet. Die Luft war endlich mal wieder wunderbar kühl. Am Tag darauf, Sonntag, als wir gerade unsere Wäsche draußen hängen hatten, schüttete es wieder wie aus Eimern. Wir kamen sofort in deutsche Herbststimmung! :)
das Boarding im Regen
Und was hat der Regen zu bedeuten? Das fragten wir uns, weil wir immer dachten, die Regenzeit fange erst Ende November / Anfang Dezember an. Tatsächlich kann sie aber auch schon jetzt anfangen. Regenzeit bedeutet hier aber keineswegs, dass es jeden Tag regnet, auch wenn es heute schon fast wieder so war. Es ist nur die Zeit, in der Regen möglich ist.
Der Regen ist wichtig, aber nur, solange er in Maßen kommt. Erst letzte Woche hat uns ein Lehrer die Ursache für die häufigen Blackouts erklärt: der Malawisee ist in den letzten Jahren um mehrere Meter zurückgegangen. Strom wird durch nur eine Quelle erzeugt, und zwar durch Wasserwerke am einzigen Abfluss der Malawisees, den Fluss Shire. Deshalb ist die Stromversorgung im ganzen Land dieses Jahr nur eingeschränkt. Selbst wir merken schon den Unterschied zwischen dem Einführungsseminar und jetzt. Manchmal haben wir bis zu zwei Tage keinen Strom und dann plötzlich wieder, aber nur für drei Stunden. An anderen Tagen, z.B. heute, aber den ganzen Tag. Eigentlich kommen wir ganz gut mit den Blackouts zurecht, kriegen das Feuer inzwischen schon nach 5 Minuten ans laufen und essen im Kerzenschein. Es ist aber schon ärgerlich, wenn man gerade kocht und plötzlich der Strom weg ist. Und wenn es schon dunkel ist (und das wird es schon um sechs Uhr), überlegen wir es uns zweimal, ob wir wirklich noch Feuer machen wollen oder uns lieber Nsima mit Bohnen von der Boardingküche holen wollen. Naja, aber wir lernen, damit zu leben! :)

Das wärs schon wieder von mir.
Liebe Grüße,
Pia :)

Freitag, 28. Oktober 2016

Alltag...?!



Alltag, ja, ein bisschen fühlt sich das so an. Antonia und ich haben uns super eingelebt und haben unsere Routine gefunden. Wir fühlen uns hier echt wohl und Guilleme ist ein richtiges Zuhause für uns geworden.

Am 05.09. sind die Mädchen gekommen, wobei ziemlich viel Hilfe gebraucht wurde. Antonia war fürs Taschengeld zuständig, ich für den Verkauf der Schuluniform. Und so saßen wir den ganzen Tag in verschiedenen Büros mit anderen jungen Leuten, die auch geholfen haben, und trafen die ersten noch schüchternen Mädchen.
Das änderte sich aber ziemlich schnell: in den Tagen darauf lernten wir mehr und mehr (ziemlich neugierige) Mädels kennen. Auf dem Boarding leben ca. 360 Mädchen aus den Klassen 5-8, die also ungefähr 8-13 Jahre alt sind, manche einzelne auch älter. Unser Haus steht direkt auf dem Boarding, gegenüber der Dorms (Schlafsäle der Mädchen). Deshalb haben wir immer viel zu tun und leben wirklich mitten „im“ Projekt. Fast den ganzen Tag klopfen Mädchen, um sich Spiele, Tesafilm oder Nähnadeln auszuleihen oder einfach nur hallo zu sagen. In den ersten zwei Wochen hat uns das ziemlich überfordert und wir haben gelernt, dass man auch mal nein sagen und sich selber Freiräume schaffen muss. Nach einiger Zeit sind wir mehr und mehr rausgegangen, um mit den Mädels zu spielen und zu quatschen. Wir lernten und lernen immer noch die Mädchen mehr und mehr kennen und ich würde sagen, dass schon echte Freundschaften entstanden sind. Und das ist das wunderschöne hier am Boarding: wir sind nie alleine. Klar, das kann schonmal anstrengend werden, aber so hat man auch gar nicht die Chance, Heimweh zu kriegen, weil immer was los ist.



Ansonsten meistern wir unser malawisches Leben. All die Dinge, die anders sind als in Deutschland, fühlen sich für uns schon total normal an. Da wäre z.B. das Kochen überm Feuer, was ich persönlich viel gemütlicher finde als in der Küche. Häufig sitzen wir noch lange neben unserem kleinen Kohlefeuer bis es dunkel wird und essen draußen in unserem Innenhof auf dem Boden. Unser Essen ist meistens Pfannekuchen, Nsima (Maisbrei) mit Rührei und Tomate, Nudeln, Soyapieces, Reis, Kohl,…
Leaf vegetables mit Tomaten.... mmh!

Wasserholen ist auch eine beliebte (und anstrengende) Beschäftigung für uns. Da wir am gleichen Wassernetz angeschlossen sind wie die Mädchen haben wir nur Wasser, wenn Strom da ist und fast kein Mädchen mehr auf dem Gelände. Dann sind aber wir auch immer in der Schule oder Kirche. Deshalb hatten wir seit die Mädels da sind vielleicht dreimal die Möglichkeit, richtig zu duschen.  Ansonsten ist Eimerdusche angesagt… der nächste Brunnen ist entweder bei den Häusern der Lehrer oder seit neuestem auch auf dem Gelände der Schule. Unterwegs trifft man immer wieder Lehrer oder Mädchen, die in die gleiche Richtung unterwegs sind. Und auf dem Rückweg schaffen wir es inzwischen sogar, den Eimer auf dem Kopf zu tragen – echt malawisch!


Das Wäschewaschen mit der Hand ist für uns kein Problem, die Spülmaschine vermissen wir hier mehr als die Waschmaschine. Und wenn mal wieder Stromausfall ist, sitzen wir abends im Kerzenschein zusammen und reden über unsere Erlebnisse des Tages.
Auch Chichewa fällt uns langsam immer leichter. Sprechen können wir zwar noch nicht so viel und verstehen auch bei weitem noch nicht alles, aber der Smalltalk liegt uns inzwischen ganz gut. Nur eben ein paar Worte mit den Amamas (Frauen, die für die Mädchen zuständig sind) wechseln, im Lehrerzimmer oder auf dem Markt. Wir müssen aber auf jeden Fall noch eine Menge lernen! Die Mädchen versuchen häufig, mit uns zu lernen und wir fangen gerade mit einem Lehrer, der uns auch schon im Einführungsseminar unterrichtet hat, an, uns gegenseitig Deutsch und Chichewa zu unterrichten.


Soviel zu unserem alltäglichen Leben. Nebenbei und an den Wochenenden passiert aber immer noch so viel Neues und nicht alltägliches, dass uns nie langweilig werden kann:

Samstags werden und wurden wir besonders in den ersten Wochen viel von der für uns zuständigen Schwester auf verschiedene Feste mitgenommen. Bei meinem letzten Blogeintrag habe ich einmal das Fest in Ludzi erwähnt, wo einige Schwestern ihr 25- und 50-jähriges Jubiläum feierten. In den Heimatdörfern dieser Schwestern wurde das Fest praktisch nachgeholt und so hatten wir zweimal noch die Gelegenheit, so ein Fest mitzuerleben. Auch auf einer Hochzeitsfeier waren wir mit dabei. Hier tanzen die Gäste in verschiedenen Gruppen (wir gehörten zu den Schwestern :D) nach vorne zum Brautpaar und bewerfen es mit kleinen Geldscheinen. Eine interessante und witzige Tradition! So konnte man sich auch kleine Stückchen der Hochzeitstorte ertanzen und kaufen.
Uns beiden ist aufgefallen, wie anders es ist, wenn nur noch zwei Azungus (Weiße) dabei sind. Wir fallen nicht mehr so auf, sind näher an den Menschen, weil halt nicht mehr vier weitere Deutsche dabei sind, mit denen man sich unterhalten kann. Komfortabler ist es zu 6t, aufregender und überraschender aber auf jeden Fall zu zweit. Auch unser Verhältnis zu den Schwestern, besonders mit unserer Ansprechpartnerin, hat sich geändert. Deshalb ist zu zweit im Projekt auch so perfekt für uns: immer jemand, mit dem man sich direkt über die Erlebnisse austauschen kann, aber nicht so, dass man nur unter sich bleibt.

An fast jedem schulfreien Tag kommen ein paar Mädchen vorbei, um in unserem Innenhof Mandasi zu backen und zu verkaufen. Mandasis sind frittierte, süße Hefebällchen, vielleicht kann man sie ein wenig mit Berlinern vergleichen. Sie schmecken aber viel besser! Manchmal helfen wir ein bisschen mit beim Formen, einmal haben wir auch ein paar mit Zucker und Zimt gefüllt :)
Wir formen Mandasi!

Am 3. Oktober war ja der Tag der deutschen Einheit, und zu diesem Anlass waren wir zu einem Fest in der Residenz des deutschen Botschafters eingeladen! Wir und noch weitere Weltwärtsfreiwillige sollten zu Beginn des Festes ein bisschen an verschiedenen Getränkeständen helfen,  was aber nicht zu ernst gesehen wurde. Alles in allem war es eine richtig geile Party! Und trotzdem war es komisch. Es hat sich kein bisschen so angefühlt, als wären wir in unserem vertrauten Malawi. Es war so deutsch! Ich war besonders am Anfang verwirrt, ob ich die Gäste am Getränkestand jetzt auf Deutsch, Englisch oder doch auf Chichewa ansprechen sollte. In diesem Moment wusste ich gar nicht, wozu ich gehöre. Das waren Antonias und meine Überlegungen zu Beginn der Veranstaltung. Schon nach kurzer Zeit aßen auch wir Schnitzel, Rotkohl, Kartoffelsalat und deutsches Brot und tranken deutsches Bier! Den Tag danach verbrachten wir sechs noch in Lilongwe und sahen uns das erste Mal ein bisschen in der Stadt um, obwohl wir schon das 4. Mal da waren.
Wir und die Ludzi-Girls auf dem recht deutschen Gästeklo des Botschafters - wir waren sehr begeistert! ;-)

Am 15. Oktober, übrigens auch der Muttertag in Malawi, war der Jahrestag von Maguerite D’Youville, einer für den Orden wichtigen Person. Das wurde natürlich gefeiert! Alle Schwestern der Sisters of Charity of Ottawa aus ganz Malawi kamen zum Konvent in Guilleme, außerdem Bedürftige aus dem Dorf, Leute, die den Schwestern nahe stehen und sie in verschiedenster Weise unterstützen und natürlich Antonia und ich.  Hannah und Noemie aus Madisi haben uns für dieses Wochenende besucht und sie waren auch dabei. Die Feier startete mit einer langen Messe, wo ein paar der Mädchen im Chor sangen und tanzten, danach gabs Mittagessen, ein kleines Bühnenprogramm, eine große Torte für alle und dann spielten die Schwestern gegen ein paar der weiblichen Helfer Netball, in Zivil! Ein ziemlich lustiges Spiel und egal, welche Mannschaft einen Korb geworfen hat, wurde es immer richtig gefeiert! Zum Abschied gab es noch ein paar Snacks und dann war auch schon Abend. Ein schöner Tag!
die Mädchen warten vor dem Konvent auf ihren Auftritt im Gottesdienst

Außerdem waren wir an den Wochenenden schon zweimal in Mchinji, die Hauptstadt unseres Distriktes, um einzukaufen und Verena und Friederike aus Ludzi zu treffen.

Wie ihr seht, wird mir einfach nie langweilig hier und es gibt immer viel zu tun!
Wir sind komplett im Alltag drin und es fühlt sich für uns z.B. ganz normal an, überm Feuer zu kochen. Manchmal haben wir das Gefühl, wir sind schon mehr als nur die 10 Wochen hier, als würde es schon ewig so sein. In der nächsten Sekunde fühlt es sich dann aber auf einmal wieder so an, als wäre alles nur ein großer Traum, aus dem wir jeden Moment aufwachen müssten. Es ist so komisch, in Malawi, am anderen Ende der Welt zu sein, während meine Freunde gerade anfangen zu studieren. Und doch haben wir das Gefühl, als gehören wir in diesem Moment genau dort hin, wo wir sind, nach Guilleme!

Ganz liebe Grüße!
Pia :)