Alltag, ja, ein bisschen fühlt sich das so an. Antonia und
ich haben uns super eingelebt und haben unsere Routine gefunden. Wir fühlen uns
hier echt wohl und Guilleme ist ein richtiges Zuhause für uns geworden.
Am 05.09. sind die Mädchen gekommen, wobei ziemlich viel
Hilfe gebraucht wurde. Antonia war fürs Taschengeld zuständig, ich für den
Verkauf der Schuluniform. Und so saßen wir den ganzen Tag in verschiedenen
Büros mit anderen jungen Leuten, die auch geholfen haben, und trafen die ersten
noch schüchternen Mädchen.
Das änderte sich aber ziemlich schnell: in den Tagen darauf
lernten wir mehr und mehr (ziemlich neugierige) Mädels kennen. Auf dem Boarding
leben ca. 360 Mädchen aus den Klassen 5-8, die also ungefähr 8-13 Jahre alt
sind, manche einzelne auch älter. Unser Haus steht direkt auf dem Boarding,
gegenüber der Dorms (Schlafsäle der Mädchen). Deshalb haben wir immer viel zu
tun und leben wirklich mitten „im“ Projekt. Fast den ganzen Tag klopfen
Mädchen, um sich Spiele, Tesafilm oder Nähnadeln auszuleihen oder einfach nur
hallo zu sagen. In den ersten zwei Wochen hat uns das ziemlich überfordert und
wir haben gelernt, dass man auch mal nein sagen und sich selber Freiräume
schaffen muss. Nach einiger Zeit sind wir mehr und mehr rausgegangen, um mit
den Mädels zu spielen und zu quatschen. Wir lernten und lernen immer noch die
Mädchen mehr und mehr kennen und ich würde sagen, dass schon echte
Freundschaften entstanden sind. Und das ist das wunderschöne hier am Boarding:
wir sind nie alleine. Klar, das kann schonmal anstrengend werden, aber so hat
man auch gar nicht die Chance, Heimweh zu kriegen, weil immer was los ist.
Ansonsten meistern wir unser malawisches Leben. All die
Dinge, die anders sind als in Deutschland, fühlen sich für uns schon total
normal an. Da wäre z.B. das Kochen überm Feuer, was ich persönlich viel gemütlicher
finde als in der Küche. Häufig sitzen wir noch lange neben unserem kleinen
Kohlefeuer bis es dunkel wird und essen draußen in unserem Innenhof auf dem
Boden. Unser Essen ist meistens Pfannekuchen, Nsima (Maisbrei) mit Rührei und Tomate,
Nudeln, Soyapieces, Reis, Kohl,…
Leaf vegetables mit Tomaten.... mmh! |
Wasserholen ist auch eine beliebte (und anstrengende)
Beschäftigung für uns. Da wir am gleichen Wassernetz angeschlossen sind wie die
Mädchen haben wir nur Wasser, wenn Strom da ist und fast kein Mädchen mehr auf
dem Gelände. Dann sind aber wir auch immer in der Schule oder Kirche. Deshalb
hatten wir seit die Mädels da sind vielleicht dreimal die Möglichkeit, richtig
zu duschen. Ansonsten ist Eimerdusche
angesagt… der nächste Brunnen ist entweder bei den Häusern der Lehrer oder seit
neuestem auch auf dem Gelände der Schule. Unterwegs trifft man immer wieder
Lehrer oder Mädchen, die in die gleiche Richtung unterwegs sind. Und auf dem
Rückweg schaffen wir es inzwischen sogar, den Eimer auf dem Kopf zu tragen –
echt malawisch!
Das Wäschewaschen mit der Hand ist für uns kein Problem,
die Spülmaschine vermissen wir hier mehr als die Waschmaschine. Und wenn mal
wieder Stromausfall ist, sitzen wir abends im Kerzenschein zusammen und reden
über unsere Erlebnisse des Tages.
Auch Chichewa fällt uns langsam immer leichter. Sprechen können wir zwar noch nicht so viel und verstehen auch bei weitem noch nicht alles, aber der Smalltalk liegt uns inzwischen ganz gut. Nur eben ein paar Worte mit den Amamas (Frauen, die für die Mädchen zuständig sind) wechseln, im Lehrerzimmer oder auf dem Markt. Wir müssen aber auf jeden Fall noch eine Menge lernen! Die Mädchen versuchen häufig, mit uns zu lernen und wir fangen gerade mit einem Lehrer, der uns auch schon im Einführungsseminar unterrichtet hat, an, uns gegenseitig Deutsch und Chichewa zu unterrichten.
Auch Chichewa fällt uns langsam immer leichter. Sprechen können wir zwar noch nicht so viel und verstehen auch bei weitem noch nicht alles, aber der Smalltalk liegt uns inzwischen ganz gut. Nur eben ein paar Worte mit den Amamas (Frauen, die für die Mädchen zuständig sind) wechseln, im Lehrerzimmer oder auf dem Markt. Wir müssen aber auf jeden Fall noch eine Menge lernen! Die Mädchen versuchen häufig, mit uns zu lernen und wir fangen gerade mit einem Lehrer, der uns auch schon im Einführungsseminar unterrichtet hat, an, uns gegenseitig Deutsch und Chichewa zu unterrichten.
Soviel zu unserem alltäglichen Leben. Nebenbei und an den Wochenenden
passiert aber immer noch so viel Neues und nicht alltägliches, dass uns nie
langweilig werden kann:
Samstags werden und wurden wir besonders in den ersten
Wochen viel von der für uns zuständigen Schwester auf verschiedene Feste mitgenommen.
Bei meinem letzten Blogeintrag habe ich einmal das Fest in Ludzi erwähnt, wo
einige Schwestern ihr 25- und 50-jähriges Jubiläum feierten. In den Heimatdörfern
dieser Schwestern wurde das Fest praktisch nachgeholt und so hatten wir zweimal
noch die Gelegenheit, so ein Fest mitzuerleben. Auch auf einer Hochzeitsfeier
waren wir mit dabei. Hier tanzen die Gäste in verschiedenen Gruppen (wir
gehörten zu den Schwestern :D) nach vorne zum Brautpaar und bewerfen es mit
kleinen Geldscheinen. Eine interessante und witzige Tradition! So konnte man
sich auch kleine Stückchen der Hochzeitstorte ertanzen und kaufen.
Uns beiden ist aufgefallen, wie anders es ist, wenn nur noch zwei Azungus (Weiße) dabei sind. Wir fallen nicht mehr so auf, sind näher an den Menschen, weil halt nicht mehr vier weitere Deutsche dabei sind, mit denen man sich unterhalten kann. Komfortabler ist es zu 6t, aufregender und überraschender aber auf jeden Fall zu zweit. Auch unser Verhältnis zu den Schwestern, besonders mit unserer Ansprechpartnerin, hat sich geändert. Deshalb ist zu zweit im Projekt auch so perfekt für uns: immer jemand, mit dem man sich direkt über die Erlebnisse austauschen kann, aber nicht so, dass man nur unter sich bleibt.
Uns beiden ist aufgefallen, wie anders es ist, wenn nur noch zwei Azungus (Weiße) dabei sind. Wir fallen nicht mehr so auf, sind näher an den Menschen, weil halt nicht mehr vier weitere Deutsche dabei sind, mit denen man sich unterhalten kann. Komfortabler ist es zu 6t, aufregender und überraschender aber auf jeden Fall zu zweit. Auch unser Verhältnis zu den Schwestern, besonders mit unserer Ansprechpartnerin, hat sich geändert. Deshalb ist zu zweit im Projekt auch so perfekt für uns: immer jemand, mit dem man sich direkt über die Erlebnisse austauschen kann, aber nicht so, dass man nur unter sich bleibt.
An fast jedem schulfreien Tag kommen ein paar Mädchen vorbei,
um in unserem Innenhof Mandasi zu backen und zu verkaufen. Mandasis sind
frittierte, süße Hefebällchen, vielleicht kann man sie ein wenig mit Berlinern
vergleichen. Sie schmecken aber viel besser! Manchmal helfen wir ein bisschen
mit beim Formen, einmal haben wir auch ein paar mit Zucker und Zimt gefüllt :)
Wir formen Mandasi! |
Am 3. Oktober war ja der Tag der deutschen Einheit, und zu
diesem Anlass waren wir zu einem Fest in der Residenz des deutschen
Botschafters eingeladen! Wir und noch weitere Weltwärtsfreiwillige sollten zu
Beginn des Festes ein bisschen an verschiedenen Getränkeständen helfen, was aber nicht zu ernst gesehen wurde. Alles
in allem war es eine richtig geile Party! Und trotzdem war es komisch. Es hat
sich kein bisschen so angefühlt, als wären wir in unserem vertrauten Malawi. Es
war so deutsch! Ich war besonders am Anfang verwirrt, ob ich die Gäste am
Getränkestand jetzt auf Deutsch, Englisch oder doch auf Chichewa ansprechen sollte.
In diesem Moment wusste ich gar nicht, wozu ich gehöre. Das waren Antonias und
meine Überlegungen zu Beginn der Veranstaltung. Schon nach kurzer Zeit aßen
auch wir Schnitzel, Rotkohl, Kartoffelsalat und deutsches Brot und tranken
deutsches Bier! Den Tag danach verbrachten wir sechs noch in Lilongwe und sahen
uns das erste Mal ein bisschen in der Stadt um, obwohl wir schon das 4. Mal da
waren.
Wir und die Ludzi-Girls auf dem recht deutschen Gästeklo des Botschafters - wir waren sehr begeistert! ;-) |
Am 15. Oktober, übrigens auch der Muttertag in Malawi, war
der Jahrestag von Maguerite D’Youville, einer für den Orden wichtigen Person.
Das wurde natürlich gefeiert! Alle Schwestern der Sisters of Charity of Ottawa
aus ganz Malawi kamen zum Konvent in Guilleme, außerdem Bedürftige aus dem Dorf,
Leute, die den Schwestern nahe stehen und sie in verschiedenster Weise
unterstützen und natürlich Antonia und ich.
Hannah und Noemie aus Madisi haben uns für dieses Wochenende besucht und
sie waren auch dabei. Die Feier startete mit einer langen Messe, wo ein paar
der Mädchen im Chor sangen und tanzten, danach gabs Mittagessen, ein kleines
Bühnenprogramm, eine große Torte für alle und dann spielten die Schwestern
gegen ein paar der weiblichen Helfer Netball, in Zivil! Ein ziemlich lustiges
Spiel und egal, welche Mannschaft einen Korb geworfen hat, wurde es immer
richtig gefeiert! Zum Abschied gab es noch ein paar Snacks und dann war auch
schon Abend. Ein schöner Tag!
die Mädchen warten vor dem Konvent auf ihren Auftritt im Gottesdienst |
Außerdem waren wir an den Wochenenden schon zweimal in
Mchinji, die Hauptstadt unseres Distriktes, um einzukaufen und Verena und
Friederike aus Ludzi zu treffen.
Wie ihr seht, wird mir einfach nie langweilig hier und es gibt
immer viel zu tun!
Wir sind komplett im Alltag drin und es fühlt sich für uns
z.B. ganz normal an, überm Feuer zu kochen. Manchmal haben wir das Gefühl, wir
sind schon mehr als nur die 10 Wochen hier, als würde es schon ewig so sein. In
der nächsten Sekunde fühlt es sich dann aber auf einmal wieder so an, als wäre
alles nur ein großer Traum, aus dem wir jeden Moment aufwachen müssten. Es ist
so komisch, in Malawi, am anderen Ende der Welt zu sein, während meine Freunde
gerade anfangen zu studieren. Und doch haben wir das Gefühl, als gehören wir in
diesem Moment genau dort hin, wo wir sind, nach Guilleme!
Ganz liebe Grüße!
Pia :)
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