Mittwoch, 11. Januar 2017

Term 1 geht zuende...



Hallo ihr Lieben!

Frohes Neues Jahr wünsche ich euch allen!

Nun habe ich mich schon wieder viel zu lange nicht gemeldet.  Es ist richtig viel passiert: wir hatten das erste Mal Ferien, waren im Urlaub und feierten Weihnachten und Silvester. Und jetzt hat Term 2 schon begonnen… viele Blogeinträge sind in Arbeit! Aber heute geht es zunächst einmal um die letzten Wochen im ersten Term! 


Ich beginne mit meiner Arbeit in der Schule:
Am Ende jedes Terms werden Examen geschrieben. Deshalb habe ich mit meiner Klasse den ganzen Stoff nochmal ordentlich wiederholt. Außerdem musste das Exam erstellt werden, was ich gemeinsam mit der Referendarin (hier werden Referendare übrigens Student-Teacher genannt), die die andere 6. Klasse in expressive arts unterrichtet hat, gemacht habe. Insgesamt mussten wir auf 50 Punkte kommen, wobei jede Antwort 1 Punkt bedeutet.

Nachdem alle vorgeschriebenen Exams der Schule gecheckt waren, wurden sie abgetippt, was sehr viel Arbeit war. Neben Antonia und mir haben noch zwei weitere Lehrer einen Laptop, also hatten wir echt viel zu tun. Zum Glück sind kurz davor unsere ersten Päckchen aus Deutschland angekommen, sodass wir viel deutsches Essen nebenbei genießen konnten :D

Ein kleines Problem bei den Examinations war der unregelmäßige Strom. Eines morgens hat um 6 Uhr ein Lehrer an unserer Haustür geklopft, um sich den Schlüssel für den benachbarten Kopierraum auszuleihen, den wir aufbewahren. Er hat tatsächlich schnell den Stromgenerator angeschmissen und die Exams kopiert, die an diesem Tag geschrieben werden sollten. Das war Antonia und mir ein bisschen sehr malawisch-entspannt (oder wir sind einfach überkorrekt und deutsch), also haben wir die Initiative ergriffen, als es mal fast den ganzen Tag lang Strom gab, und alle noch ausstehenden Examinations kopiert. Was sehr viel war, wenn man davon ausgeht, dass in Stufe 5-8 durchschnittlich je 200 Schülerinnen mitgeschrieben haben und jedes Exam dann nochmal 4-8 Seiten hat… Wir haben es aber geschafft und ich glaube, die Lehrer waren glücklich, sich nicht mehr mit dem blöden Kopierer rumschlagen zu müssen! :D

Tatsächlich lerne ich hier in Malawi echt viele technische Sachen, die ich in Deutschland bestimmt nicht gelernt hätte. Neben unserer Arbeit mit dem tückischen Kopierer haben uns die beiden Lehrer, die selber einen Laptop besitzen, beim tippen der Exams viele Tricks gezeigt. Die haben hier echt was drauf, viel mehr als ich :D

Insgesamt wurden 6 Exams geschrieben in Standard 5-8. Es war so, dass mehrere Fächer kombiniert wurden. Neben Englisch, Chichewa und Mathe gab es Exams in social and environmental sciences//bible knowledge, science and technology//agriculture und eben expressive arts//life skills.
Während der Examination Week, in der wir schon mit dem korrigieren angefangen haben, gab es immer für alle Essen im Lehrerzimmer. Jeden Tag hat eine Gruppe aus drei oder vier Lehrerinnen 
gekocht, einmal war auch ich dran :)

Und als alle Exams fertig korrigiert waren, haben wir alle Ergebnisse jeder Jahrgangsstufe bei Excel eingetippt, ausgerechnet und von gut nach schlecht sortiert (nochmal was dazugelernt!). Bei 600 zu erreichenden Punkten brauchte eine Schülerin 300 Punkte, um zu bestehen. Standard 6 ist leider in allen Fächern nicht so gut abgeschnitten wie erhofft. Den expressive arts exams nach zu urteilen, könnte das an mangelnden Englischkenntissen liegen. In meinen Augen liegt das Problem darin, dass bis zur 4. Klasse komplett auf Chichewa unterrichtet wird, ab der 5. Klasse dann auf Englisch, sodass viele wichtige Vokabeln fehlen. Dies ist jedoch nur eine Vermutung. In diesemTerm wollen Antonia und ich dem entgegenwirken, indem wir versuchen werden, einen English-Club aufzubauen, um gezielt Englisch zu lernen.


Auch auf dem Boarding hatten wir die letzten Wochen alle Hände voll zu tun: Wie schon berichtet, haben wir eine Drama-Group gegründet, mit der wir gemeinsam die Weihnachtsgeschichte auf Englisch aufgeführt haben. Wir trafen uns ca. jeden zweiten Tag, um zu proben und Kostüme zu basteln. Die Generalprobe fand abends statt, wir saßen unter dem Sternenhimmel vor unserem Haus und fügten das erste Mal alle Szenen zusammen. Es war wunderschön! Ich glaube, am diesem Abend, verspürte ich das erste Mal Weihnachtsstimmung hier in Malawi.


3 Könige

Am letzten Wochenende, bevor die Mädels gingen, gab es Activities (eine Show) hier auf dem Boarding für alle Mädchen, Lehrer und Schwestern, wo neben verschiedenen Tanzgruppen auch unsere Drama-Group aufgetreten ist. Backstage kurz vor der Aufführung habe ich gemerkt, zu was für einer tollen Gruppe wir doch zusammengewachsen sind. Dabei ist die Gruppe ganz gemischt, von STD 5-8 ist alles dabei! Wir feierten uns und unser Drama hinter der Bühne und ich war für diesen Moment einfach überglücklich. Als das Drama dann wirklich aufgeführt wurde, ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Wir halfen den Mädchen in die Kostüme und schickten sie in ihren Einsatz, sodass ich vom eigentlichen Theaterstück gar nichts mitgekriegt habe. Leider habe ich deshalb auch keine Fotos davon machen können… :/
Als die Activities vorbei waren, gab es Reis mit Bohnen für alle und dann…. eine Disko!! Wo alle Mädchen selbstverständlich ihre Röcke aus- und Hosen anzogen! :D Bei dieser und schon bei vielen anderen Diskos ist uns aufgefallen, wie besonders gut die Mädchen tanzen können. Wir kommen uns neben ihnen immer wie kleine Kinder vor :D

backstage ganz kurz vor der Aufführung :)

Außerhalb des  Boardings und der Schule haben wir in der letzten Zeit auch viel erlebt. Wir waren mit den Mädels aus Ludzi in Lilongwe feiern, besuchten zusammen Hannah und Noemie in Madisi und waren einmal sogar auf einem Geburtstag eingeladen! Und zwar bei dem 2. Geburtstag des Sohns eines Lehrers und dem 21. Geburtstag einer Student-Teacherin. Die beiden haben zusammen gefeiert und es waren Gäste aller Altersklassen dabei. Antonia und ich kamen schon 20 Minuten zu spät, waren aber trotzdem die ersten Gäste und mussten vor Ort noch ein bisschen auf den offiziellen Beginn warten :D Und die Feier war richtig schön! Es wurde viel getanzt, Reden gehalten, mehrmals gebetet und natürlich viel gegessen! Leider mussten wir schon relativ früh wieder gehen wegen der Generalprobe unseres Dramas (s oben).

wir mit ein paar Lehrerinnen

Am Donnerstag, dem 15. Dezember, war das Schuljahr zuende. Am Abend vorher haben wir uns schon von allen Mädchen verabschiedet, denn am Morgen danach sollte dafür keine Zeit mehr sein: Nach einer kleinen Feier in der Dining-Hall des Boardings, wo alle Namen vorgelesen wurden, die bestanden haben, den drei Besten jeder Jahrgangsstufe auf der Bühne ein Lolli überreicht wurde und die Zeugnisse verteilt wurden, ging es nach Hause für die Mädels. Zwei große Busse gingen nach Lilongwe, viele Eltern waren da, um ihre Kinder abzuholen. Durch kalten Dauerregen hatte das Ganze meiner Meinung nach eine etwas trostlose Atmosphäre.
Plötzlich war das Boarding leer… alles war still… und das Wasser kam zurück! :)

in der Dining-Hall

Abschied :´(


Und am Tag darauf machten wir uns schon auf in unseren ersten Urlaub, aber dazu demnächst mehr!

Bis bald!
Pia  :)



Dienstag, 22. November 2016

Ein Tag im Projekt



Hallo ihr Lieben!

Seit Donnerstag sind wir jetzt genau drei Monate hier – kaum zu glauben! Ein Viertel unserer Zeit hier ist schon um!

Ich möchte euch heute endlich mal was konkret über mein Projekt und meine Aufgaben hier erzählen! Und ich dachte, ich könnte das einfach in Form eines ganz normalen Tagesablaufs machen…..

Um viertel vor 6 klingelt unser Wecker und wir stehen bis 6 irgendwann auf, machen uns fertig und frühstücken. Ca. 2 Mal pro Woche holen wir uns Phala (flüssiger, süßer Maisbrei) oder Rice Porridge aus der Boarding-Küche, ansonsten gibt es Weißbrot, Sikono (Hefegebäck vom Markt) oder selten auch Müsli.

Kurz vor sieben geht es für uns in die Dorms, die Schlafsäle der Mädchen. Davon gibt es insgesamt 6: Zwei für die achten Klassen (Madalitso-Dorm und Thoko-Dorm), zwei für die siebten Klassen (D’Youville-Dorm und Canada-Dorm) und je einen für die sechste (Eliza-Dorm) und fünfte Klasse (Charity-Dorm). Wir checken die Dorms nach Ordnung und Sauberkeit und vergeben dafür täglich 1-2, manchmal sogar auch 3 Punkte in Form von Sternen, Schmetterlingen oder Herzen, die wir an die Wand kleben. Nach einem Monat gibt es für den besten Dorm eine kleine Überraschung. So haben wir schon einmal drei Fantakuchen für den Thoko-Dorm gebacken, unseren ersten Sieger! :D

Sterne und Herzen im Charity-Dorm - unserem neuen Sieger!

In der Schule

Nachdem wir fertig sind, gehen wir zur nur ca. 50m entfernten Schule, wo wir zunächst die Morning Assembly beobachten. Jeden Morgen sammeln sich alle Schülerinnen auf dem Schulhof, wo unter der Leitung von zwei Lehrern gebetet, gesungen, Aufwärmübungen gemacht, wichtige Dinge besprochen und zu guter Letzt die Nationalhymne auf Englisch oder Chichewa gesungen wird. Welcher Lehrer die Assembly leitet wechselt von Woche zu Woche. Letzte Woche war ich dran :)


Danach geht’s für uns ins Lehrerzimmer. Montags und Freitags gibt es eine kurze Besprechung im Lehrerkollegium, ansonsten fängt die Arbeit an: Wir planen unseren Unterricht, korrigieren Tests, tippen Namenslisten oder malen Plakate für die Lehrer. Und ganz nebenbei verbessern wir unser Chichewa, wenn wir mit den Lehrern quatschen. Das hört sich jetzt alles ziemlich viel an, aber eigentlich ist der Morgen die chilligste Tageszeit, wo wir etwas Abstand vom Boarding kriegen, schließlich haben wir nie die ganze Arbeit auf einmal.

Und jetzt zu unserem Unterricht: Antonia unterrichtet Standard 7 A&B und ich Standard 6A in Expressive Arts. Das heißt, ich habe nur eine 35minütige Schulstunde Unterricht am Tag. Expressive Arts ist ein ziemlich breit gefächertes Fach mit vielen unterschiedlichen Themen:

Gestartet habe ich mit den Thema Traditional Dances, wo mich die Kinder viel mehr unterrichtet haben, als ich sie. Ich fand es sehr interessant, Einblicke in die malawische Kultur zu bekommen, in der traditionelle Tänze einen bedeutenden Part ausmachen.
Das zweite Thema war Rhythmus, was mir und den Kindern sehr viel Spaß gemacht hat.
Danach ging es um verbale und non-verbale Kommunikation, was zwar anfänglich viel Theorie beinhaltete, am Ende aber doch recht spannend war, als wir kurze Dramas in der Klasse aufgeführt haben.
Im letzten Thema  diesen Terms ging es um Umweltschutz und um das bauen traditioneller Möbel(?). Als erstes haben wir einen Bath Shelter gebaut, also eine Duschkabine ganz aus Naturmaterialien. Bei dieser Stunde hat mir ein Lehrer ein bisschen geholfen, weil ich ja selber keine Ahnung davon habe. Beim Sun Table (ein Tisch, auf dem man frisch gespültes Geschirr trocknet) habe ich es aber ganz alleine mit meiner Klasse hingekriegt :) Beim Bauen haben besonders die Mädchen aus Guilleme und den umliegenden Dörfern geholfen, weil die ja an das Material gekommen sind. Es ist schön, auch mit diesen Mädchen mehr Kontakt zu haben, weil sie nochmal ganz anders sind, als die Boarding-Girls, von denen schon viele aus Städten wie Lilongwe und Blantyre kommen…
Wir fangen mit dem bath shelter an....
...fertig! Aufgrund zu wenig Gras nur leider nicht so blickdicht :D

unser sun table!
und hier nochmal vom Nahen



 


























Jetzt beginnen wir damit, den ganzen Unterrichtsstoff zu wiederholen, denn in zwei Wochen fangen schon die End-Term-Examinations (Prüfungen) an und der erste Term geht zu Ende…


Insgesamt bin ich schon viel sicherer im Unterrichten, als am Anfang, und meine Klasse respektiert mich immer mehr als Lehrerin und ist viel ruhiger. Achja, es wäre noch zu erwähnen, dass meine Klasse sehr sehr groß ist. Ich unterrichte ein wenig mehr als 150 Kinder, die alle gequescht auf dem Boden vor mir sitzen, wobei ich auf einer kleinen Bühne stehe und versuche, alle im Überblick zu behalten. Dabei ist es echt schwierig festzustellen, aus welcher Ecke tatsächlich der Lärm kommt. Ich lerne hier echt viel und bin sehr dankbar dafür! :)

meine liebe Klasse! :)
In Antonias Klassen sind nicht ganz so viele Kinder, jedoch hat sie auch schon ein paar Mal beide zusammen unterrichtet, sodass sie vor 170 Kindern stand…

An dieser Stelle möchte ich euch noch von einer Unterrichtsstunde in der 7. Klasse berichten, bei der Antonia und ich mit dabei sein konnten: Hier gibt es das Fach Agriculture, in dem die Kinder lernen, wie man Felder bestellt und Nutztiere hält. Und zwar aus dem Grund, dass fast jeder Malawier ein Feld für den Eigenbedarf hat. Vor ca. einem Monat durften wir mit den Schülerinnen zusammen Mais und Bohnen auf dem Schulhof pflanzen, um die sich nun bis zur Ernte gut gekümmert wird. Der Mais ist schon viel gewachsen und ist inzwischen schon mehr als 20cm hoch! 




Auf dem Boarding

Nach unserer letzten Stunde können wir gehen, also irgendwann zwischen 11 und halb 3. Dann kochen wir und entspannen uns ein bisschen. Wenn die Mädels aus der Schule kommen, beginnt die Game-Time, in der sie sich Spiele, Bücher und Nähnadeln bei uns ausleihen können. Meistens kommen wir mit nach draußen und spielen mit, quatschen und erzählen Märchen und Geschichten.

Am 1.November, auch hier ein Feiertag, haben wir zusammen Mandalas ausgemalt. Die Mädchen (und wir natürlich auch) hatten großen Spaß dabei, und wurden mit der Zeit immer kreativer. Die Mandalas sind wunderschön geworden! Wir haben sogar gesehen, wie manche Mädchen ihr Bild im Dorm übers Bett gehangen haben!

Gegen fünf kriegen die Mädchen schon Abendessen, also gehen wir dann langsam rein, essen selber und lesen, schreiben Tagebuch, gucken einen Film oder reden über unseren Tag. Wenn Vollmond ist, ist draußen immer richtig viel los – dann wird unter Trommelschlägen getanzt (egal ob traditionelle Tänze oder modernere), Klatschspiele gespielt, Geschichten erzählt und Lieder gesungen. Wunderschön!
Jeden Abend um 8 Uhr gehen wir in die Dorms und sagen Gute Nacht, dann gibt es immer zahlreiche Umarmungen und wir wünschen uns gegenseitig „gonani bwino“ und „mulote mulungu!“. Für mich ist das die schönste Zeit am Tag. Wenn wir zu unserem Haus zurückgehen, begleiten uns immer ein paar der Kinder, mit denen wir besonders viel zu tun haben und manchmal sitzen wir noch ein bisschen länger zusammen draußen vor unserer Haustür. :)
Und bald ist dann auch für uns ein wunderschöner neuer Tag im schönen Guilleme zu Ende!

Noch zwei Neuigkeiten am Schluss…

Antonia und ich haben eine Drama-Group gegründet, mit der wir die Weihnachtsgeschichte einstudieren wollen. Wir sind gerade dabei, das Theaterstück selber auf Englisch zu schreiben und kleine Theater-Spiele mit den interessierten Mädchen zu spielen, was  uns echt viel Spaß macht! Am Ende des Terms wollen wir das Theaterstück dann aufführen! :)

Am Mittwochabend klopfte es an unserer Tür… ich öffne sie und mir wird ein Sack in die Hand gedrückt… Juhuu! Ein Lehrer der 2. Klasse hat Katzen für uns besorgt (endlich, wir haben schon länger drauf gewartet)!! Und zwar eine Mama-Katze (Filou) und ihr Baby (Usiku), die jetzt unsere Ratten jagen! Die haben nämlich immer unsere ganzen Vorräte angeknabbert :(
 
Das wärs schon wieder von mir!
Im nächsten Eintrag werde ich dann wahrscheinlich vom Ende des ersten Terms und unserer Drama-Group berichten…

Bis bald!
Pia <3